Aus der Vogelperspektive

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

(Jesaja 40, 28 – 31)

Es ist ein Wort der Hoffnung, das uns im Prophetenbuch Jesaja begegnet. Es ist ein Wort der Erinnerung, das uns darauf hinweist, dass Gott uns beschenken will. Gott will denen Kraft geben, die das am nötigsten brauchen. Stark machen will er die, die sich schwach und kraftlos fühlen.

Manchmal mag es schwer sein, gerade jetzt in dieser Zeit des Kontaktverbotes, der Einschränkungen und mancher bangen Fragen und Gedanken stark zu bleiben. Manchmal mag es uns so gehen, dass wir meinen, wir hätten dem, was uns schwach machen will, nichts mehr entgegenzusetzen.

Das Prophetenwort aus dem Jesajabuch erinnert uns daran, woher uns Kraft zukommen kann. Weißt du nicht? Hast du es etwa vergessen? Fast provokativ lenkt dieses Wort unsere Gedanken auf Gott. Dieses Wort will uns darauf aufmerksam machen, dass doch alles, was wir sind und haben, von Gott.

Manchmal müssen wir daran erinnert werden, dass uns Gottes Gegenwart immer begleitet – im Großen und im Kleinen. Manchmal gibt es Momente, in denen uns Gott ganz nah erscheint. Doch genauso gibt es Situationen, in denen uns Gott so weit weg zu sein scheint – so unnahbar und vielleicht gar nicht da. Für manche Menschen mag diese Zeit der Ungewissheit, der Kontaktsperre und der Virus-Krise, die wir gerade durchleben, so eine Zeit sein, in der uns Gott weit weg erscheint. Wir können nicht begreifen, was wir da erleben. Wir können so schwer umgehen mit unserer Machtlosigkeit. Wir fühlen uns so herausgerissen aus allem, was doch in unserem Leben so selbstverständlich war. Viele Fragezeichen sind da in uns und auch so manches Alarmzeichen.

Wir versuchen das, was sich da so schnell verändert hat, einzuordnen – und müssen doch immer wieder spüren, dass unsere Gedanken nicht ausreichen. So oft drehen wir uns im Kreis – in unserem Denken und Fühlen.

Weißt du denn nicht? Hast du nicht gehört? Erinnere dich doch! Das Wort des Propheten Jesaja will unsere Gedanken weglenken von dem, was uns beschwert und umtreibt. Es will unsere Gedanken hinlenken zu der Kraft, die von Gott kommt. Die, die müde und matt geworden sind, die sich nicht mehr aufrecht halten können, weil ihnen die Kraft fehlt, sollen neu gestärkt werden. Sie sollen aufgerichtet werden.

Das Prophetenwort verweist uns zuerst zurück auf unsere Erinnerung an das, was uns schon früher Kraft gegeben hat. Es weist aber auch voraus. Die, die so neu gestärkt worden sind, sollen laufen. Sie sollen nicht matt werden und nicht ermüden. Ihre Kraft wird nicht aufgezehrt, sondern sie wird gleichsam immer wieder neu.

Dieses Hoffnungsbild möge uns begleiten: Die auf den Herrn harren, die ihm nachspüren – sie sollen auffahren wie der Adler, der sich in die Luft erhebt, der gleichsam schwebt und in der Höhe einen weitreichenden Blick bekommt. Neue Horizonte eröffnen sich hier sozusagen aus der Vogelperspektive. Das lässt unsere Seele weiter sehen, als uns das gefangen in unseren Ängsten oft gelingt.

Freilich liegt es nicht nur an meiner eigenen Kraft, mich auf diese Höhen aufzuschwingen. Das muss ich aber auch nicht. Ich denke, es ist sogar gut, wenn wir es annehmen und uns eingestehen, wo uns gerade Kraft fehlt oder wo wir gerade schwach sind. Gott will ja den Müden seine Kraft geben und die unvermögenden stärken. Deshalb ist es sicher gut, wenn ich mir eingestehen kann, wo ich eben nicht der Starke bin. Das kann mich auch befreien von falschen Erwartungen an mich selber.

Lassen wir uns daran erinnern – hören wir es und denken wir daran. Gott ist mit seiner Kraft mitten in unserem Leben, auch wenn wir gerade nichts davon spüren mögen. Er ist mittendrin in unserem Leben, wenn wir eine kleine Ahnung davon haben und er ist mitten drin in unserem Leben, wenn wir es ganz deutlich in uns spüren. Er begegnet uns mit seiner Kraft, da wo wir Gutes spüren dürfen – in diesen Tagen auch durch die nicht körperliche, aber seelische Nähe von Menschen, die uns Gutes tun und uns so etwas von Gottes Leben spüren lassen.

Lassen sie uns jetzt, da es ja einige Lockerungen in unserem täglichen Leben gibt, mit Zuversicht weitergehen – aber auch verantwortungsvoll im Blick auf uns und unsere Mitmenschen. Lassen Sie uns nach vorne schauen – umgeben von Gottes Kraft, die alles einschließt und alles durchdringt.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!

Pfarrer Jens Arnold

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