Ein neues Lied

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.

Psalm 98, 1

Eine Aufforderung zum Singen begegnet uns im Wochenspruch des Sonntags Kantate. Da ruft einer die Menschen auf zu singen. Vermutlich ist es einer, dem schon nach Singen zumute ist. Dieses Lied soll dem Herrn, also für Gott gesungen werden. Sicher handelt es sich um ein fröhliches Lied. Das kann ich aus der Begründung heraushören, die der gibt, der da so eindringlich zum Singen auffordert. „Denn er tut Wunder“ – das sagt ja sicher einer, der das erlebt hat. Da hat ein Mensch Gottes gutes Wirken in seinem Leben gespürt. Jetzt kann er vielleicht gar nicht anders als ein Lied anzustimmen. Vielleicht erzählt sein Lied, das er auf den Lippen hat, von dem was er da erfahren hat. Sein Lied mag etwas in Wort und Musik fassen, wie er Gott in sich spürt und wie er Gottes Kraft spürt in dem, was ihm an Gutem widerfahren ist.

Wird die Aufforderung, die wir im Psalm 98 auf offene Ohren treffen und Menschen zum Singen die Lippen öffnen? Wenn da einer zum Singen, ja zum Lobgesang, ermutigt, dann werden da vielleicht vor allem die mitsingen, die ähnliches erlebt haben. Mancher mag erst durch die Aufforderung, die ihm da entgegentritt, wieder daran erinnert, wo er erlebt hat, wie er Gutes hat erfahren dürfen, für das er Gott loben kann. Durch das Lied, das einer anstimmt, werden auch in uns Bilder und Erfahrungen geweckt.

Vielleicht werden viele aber auch gar nicht mitsingen wollen oder können. Vielleicht sehen sie gar keinen Grund zu singen. Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit der Corona-Epidemie mag mancher sagen: Mir ist das Singen erst einmal vergangen. Mancher wird vielleicht eher ein Klagelied anstimmen wollen als ein solches fröhliches Lied, wie es der Psalm 98 nahelegt. Gefangen in unseren Gedanken bleiben wir vielleicht dann stehen bei den alten Liedern in uns, die von Machtlosigkeit, Erschöpfung und Befürchtungen handeln.

Singet dem Herrn ein neues Lied – diese Aufforderung will und kann uns vielleicht herausrufen, nicht bei den alten Liedern stehenzubleiben. Wenn hier von einem neuen Lied für Gott gesprochen, dann klingt für mich drin auch an, dass Gott ja der ist, der Leben neu machen kann. Er kann neues Leben schaffen und kann uns seine Kraft, die in allem steckt, was lebt, neu spüren lassen. Durch seinen Geist kann er uns erneuern – von innen heraus. Wenn in der Bibel die Rede davon ist, dass Gott etwas neu macht, dann geschieht das eigentlich immer so, dass neues Leben, neue Perspektiven entsteht. Neue Horizonte tun sich auf. Menschen können wegsehen vom Alten, was ihnen Hoffnung und Kraft raubt und können einen neuen Blick gewinnen. Wege tun sich auf.

So geschieht Verwandlung. Aus Altem wird Neues. An die Stelle dessen, was schon immer war und unabänderlich erscheint, was einem die Kraft raubt, was einem die Hoffnung nimmt und ihm nur das alte Lied singen lässt, tritt Neues. Da geschieht das Wunder des Neu-Werdens. Wenn hier von Wundern die Rede ist, dann geht es für mich nicht in erster Linie um Ereignisse, die Wissenschaftlich nur schwer zu begründen sind. „Wunder“ mögen vielmehr Begebenheiten sein, über die ich mich wundern kann. Sich wundern, das heißt ja auch Staunen und überrascht sein. Durch Verwandlung, die die Kraft Gottes bewirkt, werde ich im guten Sinn überrascht, kann staunen – und letztlich entsteht aus diesem Staunen Freude. Dies Wunder müssen also nicht große, unverständliche Ereignisse sein. Ein solches Wunder geschieht schon dann, wenn mitten in Dunkelheit, Mutlosigkeit und Resignation in einem Menschen wieder Licht aufscheint.

Manchmal ist es vielleicht genau das Lied, das jemand anstimmt und das ich höre, das diese Verwandlung anstößt. Vielleicht ist es ein gutes Wort, das mir einer sagt oder einfach, dass ich weiß: Da denkt jemand an mich – mit guten Gedanken und Wünschen. Vielleicht werde ich aber auch – wie zufällig – neu auf das Leben und Gottes gute Kraft aufmerksam, die in mir zu wirken beginn, so dass eine neue Melodie in mir erklingt. Mögen es zunächst nur ein paar zaghafte Töne in mir sein, so kann dieser Klang in mir das neue Lied entstehen lassen – und Verwandlung kann beginnen.

Singet dem Herrn ein neues Lied – ich wünsche uns, dass wir die Melodie des Lebens, die Gott in uns hineinlegen will, immer wieder hören können und uns zum Mitsingen zumute wird. Damit das Wunder der Verwandlung geschieht – in uns und unserem Miteinander.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!

Pfarrer Jens Arnold

Blumen im Vordergrund. Ein Sonnenaufgang mit Bergen im Hintergrund
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